Wort vom Kreuz

Umgang mit Krisen

Dieser Artikel erschien zunächst auf steps-leaders.de für Jugendleiter als erste Einheit einer ganzen Reihe zum Buch Ruth unter dem Titel „Der Beginn einer großen Tragödie“. Hier ist der Artikel in abgewandelter Form für jeden zu lesen.

Überblick Buch Ruth und Verse 1-5

Das Buch Ruth ist ein ganz besonderes in der Bibel. Es ist nicht nur eines der beiden einzigen biblischen Bücher, die nach einer Frau benannt wurden, sondern Ruth war zudem auch keine Israelitin. Es erzählt uns die Geschichte, wie eine Nicht-Israelitin Teil von Gottes Volk wird und eine wichtige Rolle in der Heilsgeschichte einnimmt.

Richterzeit: Jeder tat, was er wollte.

Gleich im ersten Vers gibt es den Verweis, dass diese Ereignisse in den Tagen geschahen „als die Richter richteten“. Somit will dieses Buch genau in diesem Kontext der Richterzeit verstanden werden. Aber was war diese Zeit eigentlich nochmal?

Um das zu beantworten, müssen wir noch einen Schritt weiter nach hinten gehen bis zur Verheißung Gottes an Abraham. Im 1. Buch Moses (12,1-2 und 7) gibt Gott dem Abraham unter anderem zwei Versprechen. Zum einen wird Abraham ein großes Volk versprochen und zum anderen verspricht Gott das Land, in dem dieses Volk wohnen soll. Die erste Verheißung Gottes erfüllte sich, als das Volk in Ägypten immer größer wurde. Aber das verheißene Land war noch nicht in Sicht. Erst zur Zeit Josuas wird dieses Land eingenommen und nun ist es so weit: Das Volk Israel hat Ruhe im verheißenen Land! Doch genau in dieser Ruhe nimmt der geistliche Verfall Israels gerade Fahrt auf. Diesen Verfall behandelt das Buch der Richter, das genau vor dem Buch Rut kommt. Hier wird deutlich: Gerade in Zeiten der Ruhe sagen sich die Israeliten immer wieder von Gott los und gehen ihre eigenen Wege. Dieser Verfall wird besonders durch den letzten Satz dieses ganzen Buches deutlich: „Zu jener Zeit gab es keinen König in Israel; jeder tat, was recht war in seinen Augen.“ (Richter 21,25)

Und so befinden wir uns mitten in dieser dunklen Phase im Buch Ruth.

Die Story

Elimelech lebt also mit seiner Familie in Bethlehem-Juda zu einer Zeit, in der es in Israel keinen König gibt. Auch wenn hier und dort örtliche Richter regieren, so ist es doch eine Zeit, in der sich das Volk zunehmend von Gott abwendet, die Einheit zerbricht und der Egoismus regiert („jeder tat, was recht war in seinen Augen“ – Richter 21,25). Auch Elimelech ist mit seiner Familie Kind seiner Zeit und handelt nach diesem Grundsatz.

Doch Gott hatte schon zu Moses Zeiten zum Volk gesagt, dass Er verschiedene Katastrophen zulassen würde, wenn das Volk sich von Ihm abwendet. Einige dieser angekündigten Katastrophen finden sich im „Lied des Moses“ (5. Mose 32). Unter anderem lesen wir dort an erster Stelle einer ganzen Krisen-Aufzählung von Hungersnöten.

„Ich will Unheil über sie häufen, meine Pfeile gegen sie verbrauchen. Sie sind vor Hunger entkräftet […] “ (5. Mose 32,23-24a)

Zugegeben, dieses angedrohte Gerichtswort Gottes klingt hart, aber nur so hat das Volk auch immer wieder erkannt, dass sie Gott brauchen.

Nun lebt Elimelech mit seiner Familie in einer Zeit, wo Gott diese Drohung wahr macht. Er fragt sich, wie es wohl mit seiner Familie weitergehen soll. Werden sie überleben? Das will er nicht riskieren und in seinen Augen ist es recht, mit seiner Frau Noomi und seinen Söhnen Machlon und Kiljon, von Bethlehem nach Moab auszuwandern.

In Moab aber sterben die drei Männer der Familie. Es verbleibt kein Versorger für Noomi und ihre Schwiegertöchter. Schon heute wäre es eine schwierige Situation, wenn die Hauptversorger der Familie sterben würden. Aber zur damaligen Zeit hatte man als Frau kaum Chancen auf Hilfe. Ohne Kinder, Mann oder Familie gehörte man nicht zur Gemeinschaft, besonders in der Fremde nicht. Es ist der Beginn einer großen Tragödie.

Sprachbilder

Es ist auffällig, wie viele Namen gleich in diesen ersten Versen genannt werden und auffällig ist ebenfalls ihre Bedeutung. Denn die Namen der Personen und Orte passen wunderbar in die Geschichte. Hier ein kleiner Überblick:

Elimelech = Gott ist König
Noomi/Naemi = Liebe
Machlon = Kränklich
Kiljon = Gebrechlich

Bethlehem = Haus des Brotes
Juda = Lobgesang
Efrata (alter Name für Bethlehem)= Fruchtbarkeit
Orpa = Die den Rücken kehrende
Rut = Bedeutung unsicher, aber evtl. „satt sein/machen“

Elimelech hat zwar einen frommen Namen (Gott ist König), aber sein Handeln machte diesem keine Ehre. Denn als die Krise kam, vertraute er nicht auf Gottes Versorgen. Er vertraute nicht darauf, dass Gott selbst in Krisenzeiten König ist. Auch fragte er nicht, warum Gott diese Krise zugelassen hatte, um die Ursache zu beheben: Den geistlichen Verfall Israels. Nein, Elimelech vertraute auf seinen eigenen Lösungsweg. Anstatt bei dem verheißenen Volk und dem verheißenen Land zu bleiben, verlässt er Israel. Zudem geht er mit seiner Familie nicht in irgendein fremdes Land, sondern ausgerechnet nach Moab, welches einer der Hauptfeinde Israels war.

Sie verließen also Bethlehem (das Haus des Brotes) und vertrauten auf das Fremde. Die genannten beiden Efratiter (Fruchtbarkeit) bleiben unfruchtbar und zeugen keine Kinder. Machlon ist kränklich und stirbt und Kiljon ist gebrechlich und stirbt ebenso. Einzig und allein bleibt von den ursprünglichen Auswanderern Noomi, die Liebe, übrig.

Anwendung 1 – Krisen
Auch wir leben in einer Zeit großer Krisen. Man sagt, dass das letzte Jahrhundert eine Zeit der Krise war, aber das 21. Jahrhundert eine Zeit von Krisen (Plural) ist. Dürre, Inflation, Kriege, … vieles kann uns schnell Angst machen, so wie auch Elimelech vor der Hungersnot Angst hatte. Aber könnte es sein, dass diese Krisen auch für uns ein Weckruf Gottes sein können, damit wir uns wieder zu Ihm wenden? Wir sollten nicht vor den irdischen Symptomen erschrecken, sondern die geistlichen Ursachen suchen und angehen! Wie kann das aussehen? Was können wir hier konkret tun?

Anwendung 2 – Gott ist König
Schnell können wir im Anblick der Krisen Angst bekommen. Das müssen nicht mal irgendwelche großen Krisen sein, sondern auch schon kleine persönliche reichen aus. Eine schwierige Klausur, schwierige Kollegen, angespannte Freundschaften, … Wir sind schnell dabei, eigene Lösungswege zu suchen und schon überschlagen sich unsere Sorgen… aber Halt! Gott ist immer noch König! Er regiert! Vertrauen wir auf Ihn in diesen Situationen und darauf, dass Er König ist, oder fliehen wir wie Elimelech in die Fremde und suchen die schnelle Erleichterung, den falschen Ausweg? Dieses Vertrauen auf Gott als gerechter und allmächtiger König ist wahrer Glaube.

Anwendung 3 – Schnelle Lösung
Elimelech vertraute sich nicht Gott in der Krise an, sondern zog die schnelle Lösung vor. Er hätte mit den anderen Israeliten ausharren können und ja, es hätte sicherlich Zeiten des Mangels gegeben, aber warum sollte er diese Unbehaglichkeiten auf sich nehmen, wenn eine schnelle Lösung im Nachbarland zu finden ist?! So denken auch wir manchmal und nehmen gerne die schnellen Lösungen in Anspruch, obwohl die langfristigen Lösungen viel besser wären. Im Falle von Elimelech half die Auswanderung im ersten Moment: Der Hunger war gestillt. Aber ein viel größerer Mangel tat sich auf: Die Familie blieb unfruchtbar, die Männer starben und Noomi war am Ende in einem fremden Land in einer hilfloseren Lage als je zuvor, obwohl sie in Israel hätte Hilfe bekommen können. So sind auch wir. Anstatt die langfristige Freude (den Himmel) zu suchen, wählen wir viel zu oft den Weg des schnellen Glücks. Wir verlassen unser „Haus des Brotes“ – Gott – und erleben am Ende viel größeren Mangel. Diese schnellen „irdischen“ Freuden helfen kurz, aber hinterlassen ein umso größeres Loch in unserem Herzen (dieselbe Erfahrung musste auch „der verlorene Sohn“ in Lukas 15,11-32 machen). Wie anders war da Jesus, der „um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes“ (Hebräer 12,2)! Wo ziehen wir die schnellen Freuden denen im Himmel vor? Wo haben auch wir schon erlebt, dass uns eine Sache große Freude versprochen hat, wir aber am Ende umso leerer zurückgelassen worden sind (Jakobus 1,14-17)?

Von Jojo

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